Südoststeiermark heißt jetzt Vulkanland

REBFLÄCHE

1600 Hektar

PRODUKTION

70 000 bis 80 000 Hektoliter

TOP 3 Trauben

Traminer, Weissburgunder, Chardonnay

WEINART

Elegante, aromatische Weissweine mit zartem Schmelz

An den noch relativ neuen Namen muss man sich erstmal gewöhnen. Aber Vulkanland war schon vorher die Bezeichnung für einen Bereich der Region. Und da die Reben überwiegend auf vulkanisch geprägtem Untergrund stehen, ist die Umbenennung nicht an den Haaren herbeigezogen. Die Region, die sich von Bad Radkersburg im Süden über Klöch bis hoch ins Hartberger Land erstreckt, war früher weitgehend unbekannt, hat aber in den letzten Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen. Zwar ist der Buschenschank nach wie vor die dominante Vermarktungsform. Aber zunehmender Tourismus (auch verursacht durch zahlreiche Thermen) macht den Winzern Mut, in die Qualität zu investieren. Kleine Strukturen herrschen noch vor. Nicht sonderlich viele Betriebe können allein vom Weinbau leben. Einige der Erzeuger sind auch Mitglied des ambitionierten Vereins Steirische Klassik, der in der Südsteiermark und im Vulkanland Akzente setzt.

Geschichte

Die Region war über Jahrhunderte ein immer wieder heiß umstrittenes Grenzland. Zahlreiche Burgen und Schlösser auf hoch aufragenden Bergen und Hügeln erinnern an diese Zeit. Heute sind die Riegersburg, Schloss Kapfenstein und andere herrschaftliche Ansitze Schauplätze friedlicher und oft auch weinkultureller Ereignisse. Der Weinbau hatte früher wenig qualitative Bedeutung, aber deutlich mehr Fläche als heute. Mitte des 19. Jahrhunderts wuchsen auf 4000 Hektar Reben; zwei Drittel davon entfielen auf die Produktion des säurebetonten Schilcher. Erst vor rund 30 Jahren entwickelte sich ein Streben nach Qualität. Traditionell wird beim Wein zwischen zwei Regionen unterschieden. Das Steirische Vulkanland umfasst die Bezirke Radkersburg und Feldbach, während die sonstigen Bezirke das Oststeirische Hügelland bilden. Hier wird auch relativ viel Rotwein erzeugt.

Klima und Boden

In einer sanften Hügellandschaft mit zahlreichen vulkanischen Erhebungen herrscht ein mildes Klima mit deutlichen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Hier können neben diversen weissen Sorten auch Rotweinreben gut gedeihen. Im klassischen Vulkanland dominieren meist rot gefärbte Böden, die viel Wärme speichern und ein idealer Untergrund für den Traminer sind.

Anbaugebiete und Rebfläche

Die Rebfläche hat in den letzten Jahren von 1400 auf 1600 Hektar zugenommen. Für eine touristische Orientierung sorgen die Klöcher Weinstrasse, die Südoststeirische Hügelland-Weinstrasse, die Thermenland-Weinstrasse (es gibt sehr viele heilsame Thermen in dem Gebiet) und die Oststeirische Römerweinstrasse. Ein Großteil der Weingärten ist inselartig über das ganze Gebiet verstreut. Geschlossene Flächen gibt es nur in wenigen Zentren wie zum Beispiel um Klöch, Straden, St. Anna am Aigen und Kapfenstein.

Weine und Produktionsmenge

Eine Spezialität ist der auf den Fluren von Klöch (Vulkanland) angebaute aromatische Traminer. Vom Weissburgunder gibt es immer wieder beachtliche Weine. Im Hügelland ist das Sortenspektrum umfassender. Hier wachsen vor allem Welschriesling, Weissburgunder, Ruländer, Riesling und Sauvignon Blanc. Gelernt haben einige Winzer den Umgang mit roten Sorten. Am besten gelingt Zweigelt, aber auch die internationalen Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah haben ihre Berechtigung. Die Erntemenge belief sich im ertragsschwächeren Jahrgang 2015 auf etwas über 70 000 Hektoliter.

*QUELLE vinum.eu

Für die Interessierten

In Österreich wird bereits seit der Zeit der Besiedlung durch die vor knapp 3.000 Jahren betrieben. Die burgenländische Gemeinde Zagersdorf und die niederösterreichische Stillfried im Weinviertel gelten als älteste Weinbaugemeinden Österreichs. In beiden Orten wurden Traubenkerne gefunden, die aus der Zeit 700 bzw. 900 v. Chr. stammen und eindeutig der Spezies Vitis Vinifera zuzuordnen sind. Die Aufhebung des durch Kaiser Domitian (51-96) erlassenen Auspflanzverbotes von Rebstöcken außerhalb Italiens durch Kaiser Probus (232-282) wirkte sich positiv auf den Weinbau aus. Denn damit begann in den römischen Provinzen Noricum (Ober- und Niederösterreich) und Pannonien (Burgenland) eine geordnete Weinbaukultur. In den fast 200 Jahre langen Wirren der Völkerwanderung ab Ende des 4. Jahrhunderts kam der Weinbau durch viele Verwüstungen fast zum Stillstand.


Eine Wiederbelebung von breitflächigem Weinbau erfolgte erst wieder ab dem 9. Jahrhundert unter großem Einfluss von Kaiser (742-814). Besondere Verdienste um den Weinbau sind den katholischen Orden der und zuzuschreiben. Im Mittelalter waren vor allem die Klöster Stift Göttweig (Kremstal), (Wagram), Stift Melk (Wachau) und (Thermenregion) Träger der Weinbaukultur. Einen wichtigen Beitrag leistete auch das inzwischen aufgelassene (Wachau, Niederösterreich). Die älteste österreichische Weinbauordnung mit Regelungen bezüglich Arbeitszeit und festgelegten Strafen bei Weintraubendiebstahl stammt vom Habsburger Herzog Albrecht II. (1298-1358) aus dem Jahre 1352. Bereits im Mittelalter gab es auch eine Einteilung in Weinqualitäts-Klassen.

Im 16. Jahrhundert erreichte der Weinbau in Österreich seinen Höhepunkt, die Rebfläche war mit rund 150.000 bis vielleicht sogar 200.000 Hektar zumindest dreimal so groß wie heute. Der Salzburger Mönchsberg war ebenso mit Reben bepflanzt wie die Abhänge des Semmering. Es gab Weingärten bei Linz, bei Salzburg und in großem Umfang auch in Kaernten und Tirol. Und die Hauptstadt Wien ist buchstäblich auf Weingärten erbaut. Das Weinbuch des Geistlichen Johann Rasch (1540-1612) beschreibt ausführlich den Weinbau, die Kellereitechniken und die Trinkkultur dieser Zeit. Durch das Aufkommen des Biers, hohe Abgabenbelastungen und den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) kam es aber im 17. Jahrhundert zu einem Niedergang. Probleme brachte vor allem die Steuer, auch Ungeld genannt, denn sie wurde innerhalb von nur zwölf Jahren von 10% auf 30% erhöht. Dies führte dazu, dass viele Weingärten gerodet und stattdessen Weizen oder andere Produkte angebaut wurden. Nun wurden minderwertige Rebsorten bevorzugt und daraus billiger Massenwein gewonnen.

Unter Maria-Theresia (1717-1780) wurden Anordnungen zur Verwertung billigen Weines erlassen. Es entstanden viele Essig-Siedereien, Schnaps-Brennereien und Senf-Herstellungen aus Traubenmost. Unter Kaiser Josef II. (1741-1790) wurde am 17. August 1784 in einem schriftlichen Erlass erlaubt, die eigene Fechsung auch im eigenen Haus zu verkaufen. Er legte damit den Grundstein für den Heurigen. Im 19. Jahrhundert kam es zu einigen Katastrophen. Ein extremer Kälteeinbruch, aus Amerika eingeschleppte Pilze, sowie als negativer Höhepunkt die Reblaus verwüsteten ganze Weinbaugebiete. Nach Österreich gelangte der Schädling vermutlich im Jahre 1867, als August-Wilhelm Freiherr von Babo (1827-1894), Direktor des 1860 gegründeten Klosterneuburger Weinbausinstituts, aus Deutschland amerikanische Rebstöcke geschenkt bekam.

Ein Meilenstein in der österreichischen Weingeschichte wurde durch Robert Schlumberger (1814-1879) gesetzt. Dieser stellte im Jahre 1846 seinen nach der Methode Champenois produzierten „Vöslauer weißen Schaumwein“ vor, der zu einem großen Erfolg wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die alten Strukturen durch Rationalisierung und Mechanisierung geändert. Die Umstellung auf die neue Erziehungsform der sogenannten Hochkultur durch die Lenz-Moser AG (1905-1978) in Rohrendorf bei Krems in Niederösterreich ermöglichte den Einsatz modernster Geräte. Durch Verwendung von Diethylenglykol kam es im Jahre 1985 zum Weinskandal. Dadurch wurden aber in Österreich strengere Gesetze und vor allem Kontrollen eingeführt, was entscheidend zur Qualitäts-Verbesserung beitrug. Im Jahre 1993 wurde das Projekt Zertifizierung von Rebstöcken mit dem Ziel gestartet, durch Analysen und Auswahl möglichst gesunden Rebstockmaterials die Qualität langfristig zu steigern.

*QUELLE wein.plus